L O W B U D G E T C A M P E R S |
Kleine Womos |
Die Vorteile geringer Aussenmaße bei Wohnmobilen bezüglich Alltagstauglichkeit, Parkplatzsuche, Kraftstoffverbrauch etc. sind hinlänglich bekannt. Hier soll erörtert werden, wie Doppelbett, Sitzgruppe, Küchenzeile und Sanitärraum geschickt in einem "kleinen Womo" unterzubringen sind.
Neben dem Grundsatz "nur keinen Platz verschenken" gibt es zwei wesentliche Platzsparmöglichkeiten:
Und ausserdem noch:
Diese Möglichkeiten werden im Folgenden kurz erklärt und anhand von Beispielen illustriert.
Hierzu gehögen alle Klapp- und Ausfahrmechanismen, durch die der Wohnraum bei stehendem Fahrzeug vergrössert werden kann. Wir unterscheiden die Mechanismen nach der Lage des hinzugewonnenen Raumes:
Bei Hubdach, Klappdach, Aufstelldach und Hoch-Aufstelldach liegt der zugewonnene Raum über dem Grundraum.
Hubdach, Quelle: Nachoman-au | Klappdach | Aufstelldach | Hoch-Aufstelldach |
Ziel: Erreichen von Stehhöhe im Innenraum im Stand, bzw. Verringerung der Fahrzeugaussenhöhe während der Fahrt.
Vorteil: geringerer Kraftstoffverbrauch, z.T. Parkhaustauglichkeit, Umgehung von Höhenbegrenzungen (Parkplätze, Autobahnmaut, Fährtarife, ...)
Nachteil: thermische und akustische Isolation ist meist schwierig
In dieser Hinsicht sind Klapp-Hubdächer und Klapp-Aufstelldächer besser, die sich durch feste Wände auszeichnen, welche im zusammengeklappten Zustand teilweise überlappen. Ein Klappdach für den Renault Trafic und den VW-Bus zeigt der französische Ausbauer JCG Creations (www.jcg-creations.com) auf seiner Seite. Klappdächer für kleine Pickup-Kabinen sieht man bei Hiatus Campers (www.hiatuscampers.com) oder als Selbstbaulösung auf gearjunkie.com. Beispiele für interessante Klapp-Aufstelldächer sind auf den www-Seiten der Off-Road-Schmiede (www.off-road-schmiede.com) zu bestaunen. Eine durchdachte Teilhubkabine bietet z.B. Archemobil (www.archemobil.de) an.
Auf den folgenden Bildern ist das Klappdach eines Rapido-Wohnwagens zu sehen. Bei hochgefahrenem Klappdach können die oberen Teile der Nasszellenwände eingesetzt werden. Die Trennfuge ist auf den Fotos zu sehen.
Hebe-Hubdach am WoWa | von innen gesehen | die geteilte Zwischenwand |
Seitenauszüge bzw. englisch Slideouts lassen sich im Stand seitwärts ausfahren.
Seitenauszug | Seitenauszug am Wohnbus | Seitenauszug am WoWa | 2 Seitenauszüge |
Ziel: Der Wohnraum gewinnt an Breite. Das wirkt wohnlicher als "lang und schmal".
Nachteil: viele Parkplätze sind für Fahrzeugbreiten über 2,10 m nicht geeignet.
Solche Slideouts sind nur ich Bereichen der Seitenwand möglich, in denen keine Verstärkungen eingebaut sind. Das ist bei US-amerikanischen Riesenschlitten kein Problem, bei herkömmlichen Kastenwagen schon. Eine sehr geschickte Lösung ist die Verwendung des Ausschnitts einer zweiten Schiebetür (also der auf der Fahrerseite) für einen Slideout, wie auf dem folgenden Bild dargestellt.
Heckauszüge (Heckschubladen) vergrössern die Innenraumlänge im Stand. Die folgenden Bilder zeigen einige ausgeführte Heckauszüge.
VW-Bus-Heckauszug | Anhänger mit Heckauszug | halbhoher Heckauszug | grosser Heckauszug |
Ziel: Platzgewinn,normalerweise für ein grosses Doppelbett
Nachteil: meist ist ein Klappmechanismus für das Bett erforderlich
Bei Fahrzeugen mit Klappaufbauten (Faltaufbauten, Pop-Up-Camper) wird meist der gesamte Wohnaufbau während der Fahrt platzsparend zusammengeklappt. Dieses Konzept wird bei Faltcaravans erfolgreich angewendet (siehe Foto). Das zweite Foto zeigt einen Klappaufbau für eine VW T2-Pritsche.
Faltcaravan | Klappaufbau am T2 |
Nachteile von Auszügen/Slide-outs: Problematisch oft die Dichtigkeit sowie der Wärme- und Schallschutz. Küche und Dusche können normalerweise nicht in Auszügen/Slideouts untergebracht werden, da in Deutschland keine flexible Gasleitung erlaubt ist (Küche) und der Abwasser-Abfluss aus der Duschwanne ohne Zwischenpumpe kaum möglich ist. Ausserdem sind Zwischenwände (z.B. für eine Nasszelle) nur sehr schwierig realisierbar.
Die Nutzung eines Wohnmobils lässt sich in 3 Haupt-Nutzungsphasen unterteilen: "Fahren", "Wohnen" und "Schlafen". Diese 3 Phasen stellen unterschiedliche Anforderungen an das Womo.
Währen der Fahrt sind strenggenommen nur reisetaugliche Sitzplätze für alle Mitreisenden erforderlich und ausreichend Stauraum für das Reisegepäck. Die Benutzung von Kühlschrank, Sitzgruppe und Esstisch ist während kurzer Fahrtunterbrechungen wünschenswert.
Zur Wohnphase gehören Kochen, Essen, sitzende Beschäftigung (z.B. Lesen) und Badbenutzung. Folglich muss in dieser Phase Küchenzeile, Sitzgruppe mit Tisch und Nasszelle vorhanden sein.
Während der Schlafphase sind natürlich die Betten wichtig und auch die Nasszelle.
Da immer nur eine Phase zur Zeit vorliegt, kann man Funktionen überlagern. Z.B. werden die Betten während der Fahrt nicht genutzt, können also weggeklappt werden. Genauso können Fahrer- und Beifahrersitz in der Nacht durch ein abgesenktes Hubbett problemlos blockiert werden.
Solche Tricks laufen unter dem Oberbegriff "Mehrfachnutzung von Wohnraum".
Zu den Klappbetten gehört die Sitz-Schlaf-Bank, die in den meisten Campingbussen der VW-Bus-Klasse Standard ist. Nachteil: Querteilungen der Schlafmatratze und Abnutzungen im Sitzbereich mindern den Schlafkomfort. Fahrzeuge mit Hecksitzgruppe haben meist eine oder zwei Längsbänke, die zum Bett umgebaut werden. Das schafft mehr Platz beim Sitzen, hat aber beim Schlafen die gleichen Probleme .
3teilige Längsbank | ... im Schlaf-Modus | 4teilige Längsbank | ... im Schlaf-Modus | Schrankbett senkr. an d. Wand |
Seltener anzutreffen sind Klappbetten, die bei Nichtbenutzung in die Senkrechte geklappt werden (um die Querachse) und dadurch sehr wenig Platz beanspruchen. Bei unserem Chausson Welcome 50 müssen die Rückenpolster der Sitzgruppe entfernt werden, dann kann man das Schrankbett (Klappbett mit Lattenrosten!) runterklappen, so dass es auf den Sitzflächen aufliegt.
Schrankbett tagsüber | Rückenlehnen entfernt | Bett runterklappen | Schrankbett nachts |
In Fahrzeugen, die nicht nur Stehhöhe haben, sondern zusätzlich noch 10 bis 20 cm "Luft" unter dem Dach zur Verfügung haben, lässt sich ein Hubbett installieren. Dieses wird bei Nichtbenutzung unter das Dach geschnallt. Vorteile: ein grosses französiches bett ist ohne Ritzen realisierbar und Bettwäsche und Bettdecke können tagsüber auf dem Bett liegenbleiben. Nachteile: Dachluken werden durch das hochgezogene Bett verdeckt und im abgesenkten Zustand blockiert das Bett Sitze und Küche.
Hubbett tagsüber | Hubbett nachts | Dach-Klappbett am Hochdach | Dach-Klappbett nachts |
Die meisten Hersteller verbauen leider zweiteilige Hubbetten mit Gelenk zwischen Kopf- und Fussteil (Nachteil: Querfuge in der Matratze). Verschiedene Hubbett-Lösungen bietet Joko-Wohnmobil an. Fotos unter www.joko-wohnmobil.de)
Eine Wand gibt es bei kleinen Womos meist nur zwischen dem Hauptraum und der Nasszelle(Bad). Mit Hilfe einer linear verschiebbaren Wand lässt sich die Tiefe des Baderaumes (meist 70-80cm) bei Nichtbenutzung auf die Tiefe der Einbauten (ca. 40cm) verringern.
Es gibt noch eine Reihe von Speziallösungen zum Platzsparen. Drehbare Sitze für Fahrer und Beifahrer (linkes Bild) gehören dazu. Und z.B. auch der Kleiderschrank im Pelino von Bavariacamp, der entweder über einem Sitzplatz hängt (so wie auf dem rechten Bild dargestellt), oder den "Luftraum" der Nasszelle einnimmt, also zwischen diesen beiden Positionen hin- und hergeschoben werden kann.
drehbare Vordersitze | Schiebeschrank über Rücksitz |
Optische Tricks bringen natürlich keinen Kubikmillimeter mehr Wohnraum, aber sie können dafür sorgen, dass man sich auch in einem sehr kleinen Raum/Wohnmobil wohlfühlt.
Allgemein gilt: Helle Räume wirken grösser. D.h. helle Farben für Verkleidung, Möbel, Fussboden und Decke verwenden. Ausserdem viel Licht durch Fenster und Dachluke(n) reinlassen. Für die Abendstunden ist eine anständige Deckenlampe unerlässlich.
Das menschliche Auge orientiert sich bei der Einschätzung der Grösse eines Raumes zuerst an den Flächen von Boden und Decke. Ein alter Raumausstatter-Trick ist es, den Teppichboden ein kleines Stück (ca. 10 cm) an den Wänden hochzuziehen. Dadurch erscheint die Bodenfläche grösser, und damit auch der ganze Raum. Dieser Trick lässt sich leider nicht auf die Decke übertragen. Sie würde dann sehr niedrig wirken und einem scheinbar auf den Kopf fallen. Insgesamt sollten Decke und Fussboden möglichst einfarbig, gleichmässig und ununterbrochen sein (keine Absätze etc.), um gross zu erscheinen. Die Möbelfronten sollten nicht senkrecht bis auf den Fussboden heruntergezogen werden, sondern eine Hinterschneidung am Boden haben. Das lässt den Fussboden grösser erscheinen und ist - zumindest bei den Küchenmöbeln auch aus ergonomischer Sicht sinnvoll, um den Fussspitzen Platz zu schaffen.
Ungünstig ist es, wenn grosse Schränke oder die Nasszelle den Innenraum zerschneiden. Solche Platzfresser möglichst in die Ecken verbannen. Überhaupt wirkt es beengt, wenn der Blick zu sehr verbaut wird. Deshalb dürfen Oberschränke nicht allzu gross ausgeführt werden. Auch wenn Fahrer- und Beifahrersitz nicht ins Wohnkonzept integriert sind, sollten sie optisch mit dem Wohnraum verbunden werden. Gerade in sehr kleinen Räumen helfen Spiegel bzw. spiegelnde Flächen weiter. Auch Oberflächen aus glattem Kunststoff oder sauber verarbeitetem Hochglanzlack haben einen Spiegel-Effekt und sogen dafür, dass sich das menschliche Auge nicht auf die Oberfläche selber fokussiert, sondern auf die weiter entfernteren Objekte, die sich in ihr spiegeln. Dieser Effekt wird gerne in kleinen Hotel-Badräumen genutzt, und ganz besonders sinnvoll ist er in der beengten Womo-Nasszelle zu verwenden :-)
Haben Sie gute Ideen zum Platzsparen? Dann schreiben Sie mir doch eine kurze eMail: bullifahrn "at" gmx.de
Vielen Dank!
letzte Aktualisierung: Oktober 2023
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